Wir Deutschen sind die Reisenation Nr. 1 weltweit. Wie reisen was das Zeug hält und manchmal lassen wir uns auch einfach da nieder, wo es uns gefällt. Dass das schon immer so war, beweisen uns die uralten deutschen Kolonien aus dem 19. Jahrhundert, die auf dem südamerikanischen Kontinent zu finden sind.

Die ersten Siedler kamen bereits im 17. Jahrhundert an. Von da an stieg die Zahl bis zum 19. Jahrhundert unaufahltsam an. Zuerst kamen die Soldaten und Offiziere, um die südamerikanischen Staaten von der spanischen Kolonialherrschaft in der Bolivianischen Bewegung befreien zu helfen. Danach begannen die großen Auswanderungswellen auf Grund der Hungerkrise Anfang des 19. Jahrhunderts, dann wegen der Agrarkrise Mitte des 19. Jahrhunderts und die letzte Welle erst etwas später, kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges.

Deutsche Siedler hat es überall hinverschlagen. Die meisten suchten Ihre neue Heimat in Nordamerika, aber ein gewisser Teil entschied sich bestimmt für Südamerika, da es hier viel einfacher war, Land zu erwerben. Ihre beliebtesten Ziele waren Brasilien Argentinien und Chile. Aber man soll es nicht glauben, auch Peru zählt einige Kolonien und das auch noch in recht abgelegenen Gebieten, am Eingang zum Regenwald.

War einmal das neue Stück Heimat abgesteckt und gekauft, baute man im Stile der Heimat. Man versuchte auch Sprache und Kultur aufrecht zu erhalten. Das ging bis hin zur heimischen Küche. Aber dies alles über Jahrhunderte und Generationen weiterzugeben ist natürlich schwer. Nach und nach vermischten sich zuerst die Kulturen und kurz darauf verschwanden sie dann meist auch. Klar, wir sind ja auch anpassungsfähig und wollen nicht mit aller Macht auffallen. Also lassen wir das mit unseren Bräuchen lieber sein und geben uns ganz der neuen Kultur hin.

Es gibt aber noch Orte in Südamerika, an denen die Spuren nicht so schnell verwischt werden konnten. Zu sehr konzentrierte man sich dort auf den Erhalt der Bräuche, die man aus der Alten Welt mitgebracht hatte. Wer mit so schwerem Gepäck reist, wirft es natürlich kurz vor der Ankunft nicht über Bord! Mit den Jahren gehörte es auch zum Bild der jeweiligen Region und auch die Einheimischen halfen mit, die Traditionen aufrecht zu erhalten.

So sind einige Siedler-Kolonien bis heute erhalten geblieben und wenn man sie einmal besucht, ist es ein seltsames Gefühl, auf einmal deutsche Architektur in tropischem Klima zu sehen, deutsches Essen in den Restaurants angeboten zu bekommen – das meist gut ist, aber auch nicht mehr hundert Prozent das Original trifft – oder Leute in einem Deutsch sprechen zu hören, was sich ganz seltsam anhört. Es klingt nicht einfach nur so, wie Ausländer Deutsch mit ihrem jeweiligen Akzent sprechen, sondern mit alten Ausdrucksweisen, Wörtern und seltsamen Intonationen.

Auf jeden Fall ist der Besuch einer dieser Kolonien ein echtes Erlebnis. Die Zeit wirkt wie stehen geblieben, unsere eigene Kultur scheint plötzlich abstrakt oder als wenn man von außen in die eigene Welt blickt und auf einmal Feinheiten der eigenen Kultur vorgeführt bekommt, die einem vorher nie aufgefallen sind. „Das ist deutsch?“, fragt man sich dann.

Seien Sie gespannt auf die folgenden Artikel aus der Serie „Deutsche Kolonien in Südamerika“! Wir reisen mit Ihnen nach Brasilien, Chile und Peru. Und wer weiß, welche Kolonien wir noch so entdecken.

Mehr Informationen über Argentinien, Chile, Peru, Brasilien

Comments

  • Kay Antworten

    Ich habe sogar mal etwas im TV über deutsche Kolonien in Argentinien gesehen. War wirklich interessant anzuschauen, und mittlerweile würde ich doch gerne dort hinreisen oder vielleicht sogar dort leben. Deshalb wäre für mich interessant zu erfahren wie die Orte bzw. Kolonien in Argentinien, Brasilien, Peru oder Chile heißen. Könnt ihr mir sagen wie die heißen?
    Danke schonmal im Voraus 🙂

    • Machu Picchu Travel Antworten

      Hey Kay, das ganze ist wirklich ein spannendes Thema und es macht Spaß darüber etwas nachzuforschen. In Argentinien und Chile findet man vor allem im südlichen Teil der Länder viele deutsche Einwanderer, die ihre Traditionen im Ausland weiterführen. Vor allem im argentinischen Bariloche sieht man die deutschen Einflüsse deutlich an Häusern und gutem Brot 😉 Ansonsten gibt es in dieser Zone auch relativ viele deutsche Schulen, wo Deutsch gelehrt wird. Außerdem ist auch die Provinz Cordoba in Argentinien für ihr “Fiesta de la cerveza” also Bierfest bekannt, das dem Oktoberfest sehr ähnelt und deutschem Ursprungs ist. In Brasilien ist Blumenau als DIE deutsche Kolonie bekannt und eine echte Attraktion. In Peru ist die Provinz Cajamarca für ihre “weißen” Bewohner bekannt, viele haben auch noch typisch deutsche Nachnamen. Außerdem gibt es in der Selva Central das Städtchen Oxapampa, das von deutschen Einwanderern gegründet wurde. Ich hoffe das hilft dir ein wenig 🙂 Liebe Grüße

    • Michael Antworten

      Hallo Kay,

      ich bin auf die Seite und Deinen Kommentar aufmerksam geworden. Meine Frage ist genau dieselbe wie Deine und deshalb würde ich gern wissen, ob Du mittlerweile mehr in Erfahrung bringen konntest. Ich habe vor, im Frühjahr nach Südamerika zu reisen. Mir fehlt bisher aber noch ein genaues Reiseziel. Vielleicht ließt Du meine Nachricht, dann würde ich mich über eine Antwort von Dir freuen.
      Beste Grüße, Michael

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