Die Huaca de la Luna ist der religiöse Tempel des Moche-Komplexes in der Nähe von Trujillo.

Wer an Peru denkt, sieht sicherlich sofort die Ruinen von Machu Picchu vor sich. Die Zeugnisse der legendären Inka-Kultur prägen viele Eindrücke. Dabei vergisst man leicht, dass auch vor den Inka einige faszinierende Kulturen Peru bevölkert haben. Vor allem der Norden Perus erwartet seine Besucher mit spektakulären Grabfunden und wertvollen Schätzen. Das Reich der Moche und Chimú, wie die beiden bekannten Kulturen der nördlichen Küste heißen, ist ein immer beliebteres Ausflugsziel und wie sollte es auch nicht: Herrliche Kolonialstädte, schöne Strände und faszinierende Kulturen gibt es obendrauf!

Die Huaca de la Luna ist der religiöse Tempel des Moche-Komplexes in der Nähe von Trujillo.

Die Huaca de la Luna ist der religiöse Tempel des Moche-Komplexes in der Nähe von Trujillo.

Die hochentwickelte Moche-Kultur, die sich vom 1.-8. Jahrhundert n.Chr. im Tal des gleichnamigen Flusses Moche ansiedelte, hatte ihr Zentrum in der Gegend der Großstadt Trujillo an der Nordküste Perus. Die Tempelpyramiden Huaca del Sol y de la Luna, auch Sonnen- und Mondtempel genannt, sind beeindruckende Zeugnisse dieser längst vergangenen Kultur. Beide Pyramiden sind aus Millionen von typischen Adobe-Lehmziegeln erbaut und zählen zu den größten Bauten des alten Südamerika. Farbenprächtige Reliefs machen diese beiden Bauwerke zu einer unbedingt sehenswerten Attraktion. Die 340 m x 220 m große und 43m hohe Anlage Huaca del Sol, die der Sage nach in nur drei Tagen mit Hilfe von 250.000 Männern und aus 140 Millionen Lehmziegeln errichtet wurde, ist das größte massive Bauwerk Südamerikas. Sie bildete den administraven Bereich der Stadt. Besucher des archäologischen Komplexes haben heutzutage lediglich Zutritt zur gegenüber liegenden Tempelpyramide Huaca de la Luna, die den religiösen Mittelpunkt der Moche-Kultur darstellte. Archäologen haben dort unter anderem mehr als 40 geopferte Krieger entdeckt. Die Ausgrabungen bestätigen zahlreiche blutige Rituale mit Menschenopfern, durch die man in der wüstenhaften Gegend von den Göttern den fruchtbringenden Regen erbat. Die Opferungen dienten einzig und allein dem Zweck, das Gleichgewicht innerhalb der Natur wiederherzustellen. Die Moche lebten im Einklang mit der Natur: Schaut man sich die Umgebung an, fällt auf, dass die Mondpyramide direkt unter einem Berg liegt. Die Moche verehrten viele Götter, aber vor allem den Gott des Berges und des Wassers.

Die Moche besaßen noch keine eigene Schrift, haben aber durch ihre detailliert bearbeiteten Keramiken ein lebendiges Bild ihrer Kultur hinterlassen. Berühmt sind vor allem die erotischen Darstellungen des Liebesaktes.

Rund um Trujillo befinden sich viele Sehenswürdigkeiten!

Rund um Trujillo befinden sich viele Sehenswürdigkeiten!

Und die Moche überraschen die Forscher immer wieder! Erst 2007 schrie die Archäologiewelt auf, als 70km entfernt in der Anlage El Brujo eine geheimnisvolle tätowierte Mumie gefunden wurde, die den Beinamen “Fürstin von Cao” bekam: Die Mumie war in einem beeindruckend gutem Zustand und die Grabbeigaben ließen darauf schließen, dass es sich bei der Leiche um eine bedeutende Persönlichkeit gehandelt haben musste. Eine Frau als Oberhaupt eines Kriegervolkes? Die peruanische Kleopatra lässt auch heute noch viel Raum für Spekulationen.

Chan Chan gilt als größte aus Lehmziegeln erbaute Stadt Amerikas.

Chan Chan gilt als größte aus Lehmziegeln erbaute Stadt Amerikas.

Auch über die Chimú-Kultur gibt es noch viel zu erforschen. Die nur 5 km außerhalb von Trujillo gelegene, ehemalige Hauptstadt des Chimú-Reiches Chan Chan gilt als größte aus Lehmziegeln erbaute Stadt Amerikas und die zweitgrößte Stätte dieser Art weltweit. Sie entstand etwa um 1300, beherbergte zu ihrer Blütezeit wohl rund 60.000 Einwohner und erstreckt sich noch heute über eine Fläche von rund 28 km². Reste von Palästen, Straßen, Wasserbassins und Wohnanlagen sind noch gut erkennbar. Die Hauptstadt der Chimú bestand aus ursprünglich neun autonomen Bezirken, die jeweils von einem anderen Herrscher regiert wurden. Jeder Bezirk enthielt Grabstätten mit umfangreichen Beigaben an Juwelen, keramischen Gegenständen und Dutzenden Skeletten von jungen Frauen.

Chan Chan konnte von den Inka mit militärischer Gewalt nicht besiegt werden. Deshalb leiteten die Angreifer den Fluss um, so dass die Stadt bald an einer Wasserknappheit litt. Mit der Ankunft der Spanier blieb nicht mehr viel vom Volk der Chimú übrig. Zur massiven Zerstörung der Stätte tragen auch Erosion und Klima-Phänomene wie “El Niño” bei.

Am besten erhalten ist der im Volksmund bekannte Tschudi-Palast, benannt nach dem Schweizer Forscher Johann Jakob von Tschudi. Dieser Bereich wurde restauriert und ist für Touristen geöffnet. Hier sind noch einige der Festsäle mit ihren prachtvollen Verzierungen zu sehen. Die UNESCO erklärte Chan Chan 1986 zum Weltkulturerbe.

Vögel und Fische als Zeichen der Elemente Luft und Wasser spielten ebenfalls eine große Rolle in den beiden Kulturen.

Vögel und Fische als Zeichen der Elemente Luft und Wasser spielten ebenfalls eine große Rolle in den beiden Kulturen.

Wer mehr über die Kultur der Moche erfahren möchte, sollte einen Besuch der weiter nördlich gelegenen Stadt Chiclayo nicht verpassen. Von dort aus ist es nur ein Katzensprung zu einem der faszinierendsten Museen Südamerikas, das Museum “Tumbas Reales de Sipán”, in dem das Grab des Herrn von Sipán ausgestellt wird. Der Fund der Königsgräber war 1987 ein solcher Sensationsfund, dass er zahlreiche Grabplünderer aus allen Ecken des Landes anzog.

Der Herrscher von Sipán befand sich im Grab in Begleitung seiner Konkubinen, eines Priesters, Soldaten und weiterer Angehöriger seines Volkes, die zum Zeitpunkt seines Todes ebenfalls geopfert wurden. Kopf- und Ohrschmuck dienten als sichtbare Zeichen der Regentschaft.

Falls Sie nun Lust bekommen haben, einmal den Norden Perus zu besuchen, so empfehlen wir Ihnen unsere Gruppenreise Unentdeckte Königreiche !

Comments

  • Wir waren im Juli 2019 in Nordperu, nachdem wir viele Jahre vorher schon im Süden bei den Incas waren. Die Kulturen im Norden sind faszinierend, vor allem auch die vielen Pyramiden. Ein Erlebnis ist, wenn man ins Grab des Herrn von Sipan schauen kann. Den Abschluss unserer Reise bildete der Besuch von Kuelap, die Festung der Chachapoya oder Nebelkrieger. Wir waren die einzigen Touristen, ausser Peruanern. Was man allerdings in Kauf nehmen muss, sind lange Busfahrten über abenteuerliche Pässe aber über gut ausgebaute Strassen.

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